Am Freitag, den 20.10., kündigte die WAZ eine pro-palästinensische Demonstration für denselben Tag an. Um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen, war ein Vertreter von uns vor Ort. Gegen 17.00 Uhr hatten sich etwa 150-200 größtenteils arabisch- und türkenstämmige Menschen versammelt, zumeist im Alter von 20 bis 40 Jahren. Direkte Hassbotschaften in deutscher Sprache waren in der halben Stunde unserer Anwesenheit allerdings nicht zu vernehmen. Neben zahlreichen palästinensischen Nationalflaggen sah man mehrfach die türkische Flagge sowie die der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) als auch ihres Jugendverbandes REBELL. Deren Vertreter skandierten gemeinsam mit der migrantischen Menge „Deutschland finanziert, Israel bombardiert”. Eine Rednerin der Demonstration äußerte dazu, dass Deutschland ein „multikulturelles Land” sei. Ihr Rednerkollege thematisierte jedoch nicht, dass die deutsche Regierung über die EU das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) finanziert, wobei die Gelder tatsächlich weniger der palästinensischen Bevölkerung, sondern der Hamas zugutekommen. Er betonte, dass man nicht gegen Juden sei, sondern sich für ein freies Palästina einsetze, ein Land, das ihnen gestohlen worden sei. Obwohl der Ton für die meisten vor Ort überzeugend klang, sollten wir uns auf historische Korrektheit stützen.
Palästina, ehemals Kanaan, war lange vor arabischer Besiedlung bereits kein eigenständiges Land. Es gehörte dann seit der Neuzeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum Osmanischen Reich. Russland versuchte kurzzeitig erfolglos, es unter seine Kontrolle zu bringen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war es britisches Mandatsgebiet. Anschließend kam es unter die Verwaltung der UNO, bis dann 1948 der Staat Israel gegründet wurde. Wichtig ist, dass zu dieser Zeit weder die Bundesrepublik Deutschland existierte noch die deutschen Besatzungszonen Mitglied der UNO waren. Im Jahr 2007 zog Israel seine Truppen komplett aus dem Gazastreifen ab, was dazu führte, dass auch zahlreiche ansässige Juden nach Israel umsiedelten, also das Gegenteil von Stehlen.
Wie später der Presse entnommen werden konnte, wurden auf der Demonstration, wie bereits vor zwei Jahren in Gelsenkirchen, wieder einmal Parolen mit antisemitischen Inhalten und muslimischen Herrschaftsansprüchen ausgerufen. Wir sind enttäuscht darüber, dass die Stadt Gelsenkirchen sich nach den Ereignissen vor zwei Jahren wieder einmal naiv gezeigt hat und glaubte, dass eine pro-palästinensische Demo und Antisemitismus sich in der Praxis trennen lassen, obwohl die Jüdische Gemeinde sich über das Vorhaben des hiesigen muslimischen Milieus verständlicherweise besorgt gezeigt hatte. An der Neuen Synagoge blieb es an diesem Tag glücklicherweise ruhig und bis auf die Polizeipräsenz war der Vorplatz menschenleer.